Eine alleinerziehende Mutter, Hartz IV und geschieden ist auf der Suche nach einem besseren Leben. In 39 Wochen will sie es geschafft haben. Doch der Weg in die Zukunft bedeutet oftmals auch eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Wird sie es schaffen, den Schatten zu entsagen und das Licht anzusteuern?
Den Abend verbringe ich
alleine.
Meine kleine Prinzessin übernachtet bei ihrem Vater.
Mein
Sohn ist mit Freunden unterwegs.
Ich nehme mir aus dem
Regal eine Flasche Wein. Nicht um mich zu betrinken, nur um ein Glas
Erleichterung in meinen Körper zu träufeln. Wenn er durch die Adern
fließt und mir die Leichtigkeit zum Freund macht, ohne dass ich ihm
verfalle.
Ich trinke kaum. Sehr
selten. Aber heute ist mir einfach danach.
Im Wohnzimmer setze ich
mich auf die Couch, wickle mich in meine kuschelige Decke und schaue
mir das Programm an, das gerade läuft. Ein Krimi.
Kann ich meine Zukunft neu
gestalten, wenn ich nicht endlich mit der Vergangenheit abschließe?
- schießt es mir durch den Kopf.
Meine Vergangenheit, die,
die ich nicht mehr ertragen will. Die mich stört zu wachsen und zu
gedeihen. Die mich in Selbstmitleid ertränkt, statt mich zu nähren
und mich aufblühen zu lassen.
Der frühe Verlust meines
Papas. Die Sehnsucht nach meiner Mama. Das Fortgehen meines so jungen treuen
Freundes.
Die Vergewaltigung.
Die Kindheit mit all ihrem Schmerz. Die
Jugend mit all diesen trügerischen Verführungen.
Diese
immerwährende Traurigkeit in mir.
Diese unendlich verzweifelte Suche
nach Liebe und Beachtung.
Wo soll ich anfangen?
Und
komme ich dann auch heil
wieder aus meinen Gedankengängen heraus,
oder falle ich dann in einen tiefen Schlaf
der sich wieder und wieder
zu einem neuen Alptraum gestaltet?
Ich muss da durch.
In all dieser
Vergangenheit liegt auch irgendwo der Schlüssel verborgen, der die
Türe zu meiner Selbstachtung öffnet und ich mich frei fühlen
darf...so wie ich bin.
In meiner zitternden Hand
liegt mein Glas Wein und ich stelle es wieder zur Seite.
Niemals
trinken um sich besser zu fühlen,
hab ich mir geschworen.
Niemals
Drogen nehmen,
die dir eine Illusion schenken
und dich deines wahren
Lebens berauben.
Niemals aufgeben...niemals.
Ich gehe in mein Zimmer
und nehme den Brief, den ich Papa schrieb, als er im Gefängnis
war. Da war ich gerade mal 7 Jahre. Meine Rechtschreibfehler empfinde
ich im Rückblick als süß und zaubern mir kurzweilig ein Lächeln ins Gesicht. Aber das Wissen, das er so viele Jahre
fehlte und dann plötzlich ganz aus unserem Leben trat, zwingt mich
gerade in einen körperlichen Traumazustand.
Sein Gesicht ist mir mit den
Jahren verloren gegangen. Das Gefühl für ihn, eine blasse
Erinnerung verborgen hinter den Schatten meiner Kindheitsträume. Der
Klang seiner Stimme, ein Hauch von verschwommenen Tönen.
Nur der
Blick – seine Augen,
rehbraun und sanft,
verleihen mir selbst in
den schlimmsten Situationen,
Halt und Wärme.
Zuversicht.
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