Alleinerziehend, Hartz IV und geschieden. Viele Menschen treiben wie ein Sandkorn durch die Wüste, während andere auf sie treten, sie verschieben oder mit sich reißen. Eine Mutter will dem entfliehen und kämpft mit all Ihren noch vorhandenen Kräften in einem 39 Wochen langen Überlebenskampf.
Es ist nachmittags, die
Sonne scheint etwas aber ist es eiskalt. Meine Hände frieren, meine
Füße sind fast steif. Meine Seele eingefroren.
Alleine laufe ich über
Wiesen, an den Schienen vorbei bis zum Einkaufsmarkt, betrachte die
Gegend ein wenig, die Menschen die an mir vorüber gehen, die Vögel
die sich zwitschernd auf kahle Äste setzen.
So vieles geht mir durch
den Kopf.
Wie jeden Tag.
Jede Nacht.
Während ich meinen
Einkaufswagen hole und durch die Gänge schlendere, sind meine
Gedanken in der Vergangenheit.
Ein sehr ungünstiger
Zeitpunkt, um in Trauer zu fallen, Leid zu empfinden und sich
trostlos und ungeschützt zu fühlen.
Ich nehme wie automatisch
Zucker, Kaffee und einiges anderes aus den Regalen und lege sie in
den Wagen. Meine Erscheinung wirkt für die übrigen Einkäufer, die
gestresst sind, belustigt oder einfach nur konzentriert, sicherlich
fad und ärmlich. Vielleicht sogar erbärmlich. Aber ich kann es
jetzt gerade nicht ändern.
Man sagt immer, man soll niemanden beurteilen, weil man nicht weiß, was er erlebt hat oder ihn
bewegt. Ich komme zu der Entscheidung, es spielt keine Rolle was man
erlebt hat oder einen bewegt – man sollte zumindest anständig
aussehen. Gut riechen und den Spiegel der Wahrheiten in sich tragen
und nicht nach außen.
Heute ist mir das
sichtlich nicht gelungen. Ein menschliches Wrack gespenstert durch
die Reihen und füllt einen leeren Wagen mit Ware. Und jeder hier in
diesen Räumen kann sehen, wie leer dieser Mensch ist, eine bloße
Hülle der Erbärmlichkeit, die sich hier zur Schau stellt.
Ungewollt, unbewusst – und dennoch ist es genau so.
Ich bin ein Nichts im
Kreislauf des Weltgeschehens.
Ich fühle mich wertlos
und einsam – als wäre ich nicht vorhanden.
Nachdem ich bezahlt habe
und hinausgehe, erblicke ich diesen wundervollen Himmel in all seiner
Schönheit. Wolken schweben, die Luft riecht klar und frisch.
Und ich schaue nach oben,
spüre die Nähe meines verstorbenen Vaters. Spüre die Vergangenheit, wie sie ihn
uns wegreißt und die Gegenwart, wie er mir plötzlich ganz nah zu
sein scheint.
Und während ich zittere
vor Dankbarkeit wie auch vor Verzweiflung – erfüllt mich die
Liebe, die noch in mir atmet und haucht ihre unendliche Wärme durch
all meine Glieder.
Ich spüre, ich lebe.
Ich
bin kein Nichts.
Ich muss keines sein, wenn ich nicht will.
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